Eine gute und bereichernde Mischung
Gabriele Watermann und Christian Mayer in Maria-Magdalena-Gemeinde eingeführt
Ralf Tiemann
Blumen und Grüße beim Empfang: (v. l.) Gabriele Watermann, Martina Espelöer, Dieter Fischer, Christian Mayer, Frank Strobel und Helga Dietz.
Iserlohn. Das Strahlen von Dieter Fischer, als er erfahren hat, dass Gabriele Watermann und Christian Mayer die beiden vakanten Pfarrstellen der evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde bekleiden werden, muss ausgesprochen auffällig gewesen sein. Jedenfalls ist es ihm und vielen anderen deutlich in Erinnerung geblieben. „Und wissen Sie was?“, fragte der Vorsitzende des Presbyteriums der Gemeinde am Sonntag bei der feierlichen Einführung der beiden neuen Geistlichen im Martin-Luther-King-Haus in der Heide: „Ich strahle immer noch.“
Pfarrstellen nach Zywitz und Phillips lange vakant
Das lange Warten auf die Wiederbesetzung der Stellen nach dem überraschenden und vorzeitigen Ausscheiden sowohl von Pfarrer Peter Phillips an der Sümmerner Kreuzkirche im September vergangenen Jahres als auch von Pfarrer Paul-Gerhardt Zywitz im Juni in der Heide habe sich gelohnt. Nun habe man nicht nur endlich die beiden Stellen besetzt, sondern die Gemeinde habe sich auch ganz bewusst für diese ausgesprochen passenden Besetzungen entscheiden können. „Mit Frau Watermann haben wir eine junge engagierte Pfarrerin, die sehr gut mit Kindern umgehen kann“, sagt er mit Blick auf den Stadtteil Sümmern, wo in den Neubaugebieten viele junge Familien mit Kindern leben. In der Tat passt die Lebenssituation von Gabriele Watermann zu dem Sümmerner Umfeld, weiß sie als Mutter zweier kleiner Kinder doch sehr gut, wie junge Familien ticken. „Und mit Herrn Mayer haben wir für die Heide einen ruhigen und besonnenen Menschen gewonnen, einen echten Zuhörer und großartigen Seelsorger“, freute sich Fischer. Gerade diese Vorzüge werden in dem alternden Stadtteil gefragt sein. Mayer war zuvor noch als Religionslehrer an der Grundschule im Wiesengrund beschäftigt, ist neben seinen Aufgaben als Theologe auch musisch vielseitig interessiert und engagiert sich in der Alexander-Technik.
Die Maria-Magdalena-Gemeinde – ursprünglich mit zwei vollen Pfarrstellen für die beiden Bezirke in Sümmern und in der Heide ausgestattet – verfügt aktuell noch über eineinhalb Pfarrstellen, die nun hälftig unter den beiden neuen Kräften aufgeteilt werden: Gabriele Watermann mit 75 Prozent in Sümmern und Christian Mayer mit 75 Prozent in Heide-Hombruch. Gleichzeitig kooperiert die Gemeinde schon seit längerem mit der Evangelischen Kirchengemeinde Hennen. Zusätzlich bleibt ihr aber auch noch Helga Dietz als Pfarrerin im Entsendungsdienst erhalten. Für die gab es am Sonntag ebenfalls einen großen Blumenstrauß, denn Helga Dietz konnte auf den Tag genau ihr 30-jähriges Gemeinde-Jubiläum in Heide/Hombruch feiern.
Pfarrer Abrath im Scherz: „Wir sind die Leidtragenden“
Nach dem Festgottesdienst mit dem Posaunenchor und gleich drei Festpredigten – neben den beiden neuen Pfarrern sprach auch Superintendentin Martina Espelöer – gab es gab bei dem Empfang aber nicht nur Blumen und frohe Grüße, sondern auch einen, der sein „Bedauern“ ausdrückte. Denn die beiden neuen Pfarrer haben eine gemeinsame Vergangenheit: Beide haben nacheinander in der Erlöser-Kirchengemeinde in Wermingsen gewirkt – Gabriele Watermann bis zuletzt im Entsendungsdienst und Christian Mayer schon vor mehreren Jahren in der Nachfolge von Pfarrer Erhard Lachner. „Wir von der Ausbildungsakademie Wermingsen sind ganz klar die Leidtragenden an diesem Tag“, sagt Pfarrer Dr. Gottlieb Abrath, der nun „alleine in Wermingsen zurückgelassen“ worden sei, wie er mit einem deutlichen Augenzwinkern sagte. Sein humorvolles Grußwort verriet aber durchaus, dass er beide Kollegen nur ungern wieder gehen ließ. Dafür sprach am Sonntag auch die ansonsten hohe Beteiligung aus der Wermingser Gemeinde – auch Jochen Pfänder vom Presbyterium sprach ein Grußwort und beglückwünschte die Maria-Magdalena-Gemeinde zu den neuen Pfarrern.
Natürlich gratulierten auch die Nachbargemeinden. Karl Schreiber, Presbyter der Johannes-Kirchengemeinde am Nußberg, überbrachte ebenso wie Eva Schütte aus Hennen die Grüße ihrer Gemeinden, und auch Dechant Johannes Hammer von der katholischen Kirche als Pfarrer sowohl der neuen St.-Pankratius-Gemeinde in Iserlohn als auch der St.-Gertrudis-Gemeinde in Sümmern begrüßte Gabriele Watermann und Christian Mayer. In der Zusammenlegung von Gemeinden und Gemeindeaufgaben sei die katholische Kirche der evangelischen schon einen Schritt voraus, sagte Hammer. Gleichwohl sei aber auch in der evangelischen Kirche eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. „Wir stehen dabei an eurer Seite“, sagte der Dechant. So viel Bewegung sei auch eine große Chance – auch zu noch stärkeren Vernetzungen und neuen Kooperationen unter den Konfessionen.
Neue Impulse wird die Maria-Magdalena-Gemeinde nun aber vor allem von ihren beiden neuen Geistlichen bekommen, die die beiden unterschiedlichen Bezirke nun leiten werden – eine „sehr gute und bereichernde Mischung“, wie auch Presbyter Frank Strobel sagte, der den Empfang moderiert hat.
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Quelle: IKZ vom 03.04.2018 Ralf Tiemann
Begegnung auf Augenhöhe, Seelsorge, für die Menschen „DA-Sein“
Am 20. September 2020 wurde Pfarrerin Helga Dietz nach 32jährigem Einsatz in der Evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde herzlich und mit großer Wertschätzung von Ihrer Gemeinde aus dem Dienst entlassen. Superintendentin Pfarrerin Martina Espelöer nahm die Entpflichtung der engagierten und stets um das Wohl der ihr Anvertrauten bemühten Pfarrerin vor.
Pfarrerin Helga Dietz war seit 1985 für den Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn tätig, zuerst im Vikariat in Hagen-Hohenlimburg, und seit dem 01. April 1988 in der Evangelischen Maria-Magdalena- Kirchengemeinde in Iserlohn. Ihr Einsatzgebiet war der Bezirk Heide-Hombruch, eine Hochhaussiedlung im Norden von Iserlohn. Ihre Hauptaufgabe sah sie immer in der Seelsorge und dem Dienst an den Menschen. Das betonte auch Superintendentin Martina Espelöer in ihrer Ansprache: „Mit Ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst verliert diese Kirchengemeinde eine wichtige Seelsorgerin.“ Mit großem Herzen und selbstlosem Engagement bot Helga Dietz Begleitung in schwierigen Lebenssituationen: durch regelmäßige Besuche in Krankenhäusern, Geburtstags – und Krankenbesuche Zuhause oder im Meta Bimberghaus in Hennen, durch das „Da-Sein“ in besonderen Notfallsituationen, auch im Rahmen der Notfallseelsorge der Feuerwehr. Auch die Sterbebegleitung gehörte dazu, häufig über einen längeren Zeitraum. Immer wieder sei sie hingegangen, beschrieb sie im Rückblick: „Diese Begegnungen waren für mich immer auf Augenhöhe. Ich hoffe, dass ich den Menschen viel geben konnte und ich bin dankbar für das, was ich von ihnen bekommen habe.“ Helga Dietz sieht ihre Arbeit für sich als Gewinn: „Viele dieser Menschen sind eine wirkliche Bereicherung für mein Leben und ich freue mich, dass ich mit einigen freundschaftlich verbunden bin.
„Mir war es wichtig, die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, in ihrem gesamten Sein zu respektieren und anzunehmen.“ Das nahm Helga Dietz sehr ernst. Sie hatte den Anspruch, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen: „Bei meinen Predigten war es mir wichtig, vor allem auch die Menschen vom Hombruch anzusprechen und zu erreichen.“ Superintendentin Martina Espelöer hob noch einmal hervor, wie tief verbunden sich Helga Dietz mit ihrem christlichen Auftrag fühlte: „Die Begegnungen und das Zusammengehen mit Menschen, die als Geflüchtete 2015 hierher kamen, sind für Sie zu einem Auftrag geworden, der sie in Ihrer theologischen Tiefe erreicht hat.“, beschrieb sie in ihrer Predigt anhand des Verses 40 aus Kapitel 25 des Matthäusevangeliums: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Dieser Satz Jesu im Weltgericht habe ja auch noch eine Fortsetzung: „Was ihr einem von diesen nicht getan hat, das habt ihr mir auch nicht getan. - Das hat Sie umgetrieben. Denen in Not beistehen und nicht weichen, ist für Sie neu zu einem Bekenntnis geworden, von dem Sie sich durch nichts abbringen lassen wollten. So geht Christsein.“, brachte die Superintendentin Helga Dietz gelebte Glaubenshaltung auf den Punkt: „Wer aus dem Vertrauen in Jesus leben will, der kann gar nicht anders, als dem Glauben Taten folgen zu lassen, wie das spontane Lachen nach einem guten Witz. Die Bibel erzählt uns, dass Christus uns im Notleidenden begegnet, als einer, der auf unsere Zuwendung angewiesen ist.“ Auch in schwierigen Situationen. Da bedürfe es des Austausches und der gegenseitigen Stärkung, „Dann brauchen wir das Suchen nach einem Weg, um zu trösten und zu stärken und einzustehen auch für ein das Evangelium der Nächstenliebe.“
Da in ihrem Bezirk viele Aussiedler aus Russland lebten, hat sie den Aaronitischen Segen auf Russisch gelernt und ihn nach vorheriger Absprache bei Taufen oder Beerdigungen gesprochen. Seit 2015 ist auch die Arbeit mit Geflüchteten und im Flüchtlings-Café ein wichtiger Bestandteil ihres Aufgabengebietes.
Denn Kraft kosteten die seelsorglichen Aufgaben und brachten Helga Dietz nicht nur einmal an ihre Grenzen; manch eine Erfahrung erlebte sie sogar als traumatisch. Zum Beispiel den tödlichen Unfall eines einjährigen Kindes, der sie in einer ganz ähnlichen Lebenssituation traf. „Die Angst um das eigene Kind“, die sie zunächst nicht losließ. Das alles ließ sie persönlich nicht unberührt: „Ich hänge mich aber auch immer so rein.“, erklärte sie selbst ihre Motivation, aber auch die langsam spürbaren Konsequenzen: „Je älter ich werde, desto mehr muss ich mit meinen Kräften haushalten.“ Helga Dietz hat ihren Dienst am Menschen immer mit großer Überzeugung und Leidenschaft ausgeübt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Pfarrerin sich gegen Ende ihrer Amtszeit zunehmend erschöpft fühlt. Und doch sind es gerade diese Momente, die Helga Dietz immer wieder in der Bedeutung ihrer Aufgabe bestärkt haben: „Gerade an diesen Punkten habe ich gemerkt: Da werde ich gebraucht, das ist das Wichtige, das ist meine Hauptaufgabe!“ So hat sie für sich sehr viel Gutes aus ihrer Arbeit Tätigkeit gewonnen.
Auch die Konfirmandenarbeit, das Zusammensein mit den Kindern im KA 3 und den Jugendlichen im KA 8 hat ihr immer viel Freude bereitet: „Mir war es wichtig, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt zu erreichen und sie wirklich so anzunehmen, wie sie sind.“ Die Beziehungsarbeit und nicht die Wissensvermittlung sei ihr Schwerpunkt gewesen, verrät sie mit einem Schmunzeln. Ihre Stärke in der Beziehungsarbeit führte auch in anderen Bereichen zu fruchtbaren Kooperationen: in der Stadtteilarbeit, mit den ökumenischen Partnern, im „Team vor Ort“. Den guten Kontakt zu Pfarrer Kotulla beschrieb sie als sehr bereichernd; in Paul-Gerhard Zywitz hatte sie einen Kollegen, „mit dem ich neben einer sehr guten kollegialen Zusammenarbeit auch sehr viel lachen und Spaß haben konnte.“ So sind sie zum Beispiel zu dritt bei Karnevalssitzungen aufgetreten und hatten große Freude an den Vorbereitungen von Sketchen wie z.B. „Deutschland sucht den Superpfarrer“.
Die Gemeinde wird Pfarrerin Helga Dietz vermissen. Während des Gottesdienstes und in Gesprächen mit Pfarrerin Gabriele Watermann und Pfarrer Christian Mayer, wurde die Wertschätzung des Presbyteriums, der kollegiale Respekt und die Herzlichkeit der Beziehung untereinander immer wieder deutlich. Die Gemeinde verabschiedete sie mit langanhaltendem, stehendem Applaus.
Ursprünglich war auch ein großer Festgottesdienst mit anschließendem Empfang zu Ehren von Pfarrerin Helga Dietz geplant. Coronabedingt war die Durchführung einer solchen Veranstaltung im Moment leider nicht möglich. Aber nach einem neuen Bestuhlungs- und Dokumentationskonzept gemäß der Corona-Schutzverordnung konnte immerhin eine Teilnahmemöglichkeit für rund 100 Gottesdienstbesucher geschaffen und Frau Dietz auf diese Weise ihre Wertschätzung und ihren Dank für ihr 32jähriges Engagement entgegengebracht werden. Zusätzlich gab es eine Übertragung in den Gemeindesaal, damit auch diejenigen Gemeindemitglieder teilnehmen können, die in der Kirche nicht genügend Platz gefunden haben. Helga Dietz wird eine große Lücke in der Maria-Magdalena-Gemeinde hinterlassen, das fasste Superintendentin Martina Espelöer mit ihren Worten für alle Anwesenden zusammen: „Sie sind mit dieser Haltung vielen zum Trost und zum Vorbild geworden – und außerdem: Wo Sie waren, wurde auch immer viel gelacht, weil Liebhaber Gottes eben fröhliche Menschen sind.
Davon gab Helga Dietz in ihrer Abschiedsrede eine Kostprobe, die sie gemäß ihrem Hobby aufbaute: alle Sätze fingen mit ihren Initialen, H und D, an. Dass sie diese Freude auch weiterhin begleiten wird, wünschen wir Helga Dietz von ganzem Herzen.